Video and speeches of Sit-in Action at Innenbehörde (19.7.18)

A week ago we were at the Innenbehörde in Bremen to address the senator of Interior (Innensenator). His administration has the possibility to make Bremen for us the safe place we need it to be. We addressed him and his administration directly to point out his and their political responsibility. Ulrich Mäurer, we are here to stay!

Watch the video to get an impression of the demonstration. Below you can find the two speeches addressed at the senator of interior.

Vor einer Woche waren wir bei der Innenbehörde in Bremen um mit dem Innensenator zu sprechen. Seine Behörde hat die Möglichkeit Bremen zu dem sicheren Ort zu machen, den wir brauchen. Wir adressieren ihn und seine Behörde direkt, um seine politische Verantwortung klar zu machen. Ulrich Mäurer, wir sind hier um zu bleiben!

Guckt das Video um einen Eindruck von der Demonstration zu bekommen. Weiter unten sind die beiden Reden, die an den Innensenator adressiert wurden.

GDS We are here to stay – Bündnis Demo zum Innensenator Bremen 0718 from Anne Frisius on Vimeo.

“Wir wollen in einer solidarischen Stadt mit dem Namen Bremen leben – an einem Ort, an dem sich Menschen umeinander kümmern.”

Sehr geehrter Herr Innensenator Mäurer,
mein Name ist Omar und ich komme aus Gambia.
Heute sind wir hierhergekommen, um mit Ihnen zu sprechen. Wir wollen, dass unsere Stimme hier gehört wird. Da Sie nicht anwesend waren, übergeben wir Ihrer Behörde diese Briefe an Sie.

Herr Senator, versetzen wir unsere Gedanken einmal kurz zurück in die Zeit der Kolonialisierung. Da sind Europäer, also auch Ihre Vorfahren, nach Afrika gekommen und sie haben unseren Kontinent zerstört. Sie haben unsere Länder zerstört, unsere Besitztümer und unsere Bodenschätze geraubt. Sie haben alles mit zurück zu sich nach Europa genommen und uns dort hungrig und in Armut zurückgelassen.
Herr Senator, wir haben nun aus allen Städten in Deutschland Bremen gewählt, um zu bleiben und wir haben auch handfeste Gründe um HIER zu bleiben. Wir haben die Überquerung des Mittelmeers überlebt und nun dürfen Sie uns einfach nicht immer weiter in Ihrer Bürokratie zermahlen.

Wir brauchen Sicherheit. Wir brauchen eine sichere Umgebung. Und Bremen ist genau diese Umgebung für uns. Wir kennen doch nur Bremen, denn genau hier sind wir seit Monaten und oder gar Jahren. Einige von uns leben in der Gottlieb-Daimler-Straße, einige in den Hotels, andere wiederum leben auf der Straße, denn sie haben schon einen Transfer bekommen und diesen nicht akzeptiert.
Herr Mäurer, wie lange sollen wir denn noch in dieser Gottlieb-Daimler-Straße aufbewahrt werden und in unseren Grundrechte eingeschränkt werden? Und doch sind wir friedlich, respektieren alle Gesetze und geraten nicht auf die schiefe Bahn. Und alles nur, weil wir Bremen lieben.
Herr Senator, wir lieben Bremen und wir wollen an der Weiterentwicklung dieser Stadt teilhaben. Denn alle gemeinsam können wir die Stadt auf ein höheres Level bringen. Unsere Forderungen sind sehr schlicht: Wir wollen in einer solidarischen Stadt mit dem Namen Bremen leben – an einem Ort, an dem sich Menschen umeinander kümmern.

GEBEN SIE UNS UNSER LEBEN ZURÜCK! AKZEPTIEREN SIE UNS ENDLICH IN BREMEN – GEBEN SIE UNS PAPIERE!
SCHLUSS MIT DEN TRANSFERS AN ANDERE ORTE.

Wir lieben Bremen und wir wollen so gerne hier in Bremen bleiben. WE ARE HERE AND WE WILL STAY!

“Die Bedingungen in der Gottlieb-Daimler-Straße waren desaströs”

Sehr geehrter Herr Innensenator,

ich heiße Mamadou Bailo Diallo, ich bin siebzehn Jahre alt und komme aus Guinea.
Ich bin Mitte September letztes Jahr nach Bremen gekommen, ich bin also seit 10 Monaten hier.
Bei meinem Interview vor der Sozialbehörde habe ich alle Beweise für meine Minderjährigkeit vorgelegt: meine Geburtsurkunde und meine Carte Consulaire. Aber das Jugendamt hat mich trotzdem abgelehnt und gesagt, ich sei volljährig.

Dann haben sie mich in die Gottlieb-Daimler-Straße geschickt, in ein Lager für Erwachsene. Dort habe ich dann gegen die Behauptung vom Jugendamt Widerspruch eingelegt.
Die Bedingungen in der Gottlieb-Daimler-Straße waren desaströs: kein gutes Essen, keine Hygiene und schlechte medizinische Versorgung. Das hat mich innerlich sehr belastet. Ich konnte nicht mehr schlafen, weil ich Albträume hatte. Ich bin mitten in der Nacht schreiend aufgewacht und manchmal lief mir Blut aus der Nase. Über die Beratung bei Fluchtraum bin ich dann zu einer Psychologin von der KIPSY gekommen. Das hat mir geholfen, dass ich in der Gottlieb-Daimler-Straße nicht verrückt geworden bin.

Sechs lange Monate war ich in diesem Lager. Aber ich habe immer versucht, dazu zugehören und deutsch zu lernen. Ich habe deswegen einen Deutschkurs im Lagerhaus gemacht und hab auch nach fünf Monaten eine Teilnahmebescheinigung bekommen.
Nach sechs Monaten in der Gottlieb-Daimler-Straße wurde ich schließlich in eine Einrichtung für Minderjährige verlegt. Aber sie haben noch immer nicht endgültig anerkannt, dass ich minderjährig bin. Auch nach fast fünf Monaten in der Jugendhilfe- Einrichtung habe ich immer noch keine Papiere, nicht einmal eine Duldung – nichts.

Jetzt bin ich auf einer richtigen Schule. Ich habe viele Freunde gefunden in der Stadt und auch in meiner Schule. Ich habe auch einen Praktikumsplatz gefunden und will mich weiter hier in Bremen integrieren. Bis jetzt habe ich noch immer keine Papiere, weder eine Aufenthaltserlaubnis noch eine Duldung und das ist gefährlich für mich.

Herr Senator, wir mögen Bremen und die Menschen in dieser Stadt, die uns so freundlich aufgenommen haben und die uns so zugewandt sind. Trennen Sie uns nicht und zwingen Sie uns nicht, in eine andere Stadt zu gehen, die wir nicht kennen!
Herr Senator, unterstützen Sie uns dabei, in Bremen endlich anzukommen, indem Sie uns Papiere geben, damit wir lernen können und später in dieser Stadt arbeiten können! Das ist sehr wichtig für uns, denn wir wollen etwas erreichen.

Wir sind Bremen – wir bleiben hier!

Danke.