Rückblick auf 2019 (Deutsch)

2019 ist vorbei und wir haben uns einen Moment Zeit genommen, um ein paar Highlights des Jahres einzufangen und besondere und wichtige Momente und Verbindungen zu würdigen. Dieser Text wurde ursprünglich als Reihe von sechs Beiträgen auf unseren Social Media Kanälen veröffentlicht. Viel Spaß beim Lesen!
You can find the English version of this text here.

STOPP, STOPP, STOPP, ABSCHIEBESTOPP!

Im März 2019 wurde Momodou, ein Mitglied unserer Gruppe von der Polizei in Abschiebehaft genommen, um von dort aus nach Italien abgeschoben zu werden.
Abschiebungen, Racial Profiling, Abschiebehaft und Grenzregime, die versuchen Geflüchteten und Migrant*innen vorzuschreiben, wo sie gehen und leben können, sind Symptome offensichtlicher Ungerechtigkeit und (Anti-Schwarzem) Rassismus, der die Leben so vieler in Bremen und anderswo stark beeinflusst.

Wir haben vier Wochen lang vor dem Abschiebegefängnis protestiert und die Freilassung von Momodou und anderen gefordert. Mit unserem Protest haben wir die Vorgänge und die dahinterliegende Politik sichtbar gemacht.
Die Black Student Union – Bremen hat eine sehr pointierte Analyse geschrieben, um die Momodous Erfahrungen (und die anderer) in den Kontext eines weltweiten anti-Schwarzen Rassismus zu stellen. Ihr könnt diese hier lesen.

Momodou war nicht die erste oder letzte Person, die Abschiebehaft, Dublin-Abschiebungen oder Racial Profiling erlebt. Auch in dem nächsten Jahr bzw. den nächsten Jahren werden wir weitermachen müssen, diese Praxis öffentlich zu machen, unseren Protest laut zu machen und so sehr es geht an der Seite der Betroffenen zu sein. Abschiebungen werden von Gesetzen produziert, die von Menschen gemacht sind und von Menschen geändert werden können.

An diejenigen, die momentan von Abschiebungen betroffen sind, die jetzt gerade in genau dem Abschiebegefängnis sind, in dem Momodou war, die in der Vergangenheit Abschiebungen erlebt haben, diejenigen, die Angst davor haben, abgeschoben zu werden: Wir sehen euch, wir stehen an eurer Seite und wir werden euch nicht vergessen.

NEIN ZUM LAGERLEBEN – PROTESTE GEGEN DIE RASSISTISCHE GEWALT VON SICHERHEITSKRÄFTEN IN DER LINDENSTRAßE

Viele Mitglieder unserer Gruppe leben in dem Lager in der Lindenstraße. Dieses Lager ist die „Zentrale Erstaufnahmestelle“ und der erste Ort zu dem Menschen geschickt werden, wenn sie in Bremen ankommen. Es ist als Unterkunft für wenige Wochen und maximal drei Monate gedacht. Die Lindenstraße ist das Lager, dass der Gottlieb-Daimler-Straße nachfolgte als Lager für Minderjährige, deren Alter von den Behörden nicht anerkannt wird und die sich daher im Altersfeststellungsverfahren befinden. Das Lager ist eigentlich als kurzfristige Unterkunft für Erwachsene und Familien gedacht und überhaupt nicht für unbegleitete Jugendliche. Trotzdem müssen viele junge Menschen dort deutlich länger als drei Monate in überfüllten Zimmern wohnen.

Was unsere besondere Aufmerksamkeit auf dieses Lager gelenkt hat, war ein gewalttätiger Übergriff von den „Securities“ des Lagers im Mai. Mehrere Mitglieder unserer Gruppe wurden ohne Grund von Sicherheitskräften brutal attackiert. Dieser Zwischenfall zeigt einmal wieder die rassistischen und anti-Schwarzen Strukturen, die in Institutionen wie Geflüchtetenlagern dominant sind. Rassistische Gewalt von Sicherheitskräften ist „nur“ einer von vielen Aspekten, der die Lindenstraße zu einem so schrecklichen Ort machen. Sie war unser Anlass, der uns zur Senatorin für Soziales, die für dieses Lager verantwortlich ist, gebracht hat, unsere Gründe waren und sind zahlreich.

Unser Protest gegen die Bedingungen im Lager fanden im Mai und Juli statt und führten zu Gesprächen mit der Senatorin für Soziales und anderen verantwortlichen Personen und Institutionen wie der AWO, die die Lindenstraße betreibt. Leider hat sich bis heute nicht viel geändert und unsere Forderungen bleiben die gleichen. Was unser Protest hoffentlich bewirkt hat: Diejenigen, die das Lager betreiben, jene, die für die „Sicherheit“ sorgen sollen, wissen, dass ihr Handeln nicht ungesehen geschieht. Wann auch immer Übergriffe dieser Art passieren, werden sie öffentlich gemacht werden und wir werden fordern, die Akteure zur Verantwortung zur ziehen.

Das Problem geht viel weiter als rassistische und gewalttätige Sicherheitskräfte. Das ganze Lager-System ist eine Institution, die eingerichtet ist, um Menschen zu kontrollieren und einzuschüchtern. Um ein besseres Verständnis davon zu bekommen, wie Lager wie die Lindenstraße eigentlich funktionieren, lest diesen Bericht eines Bewohners der Lindenstraße.

Wir fordern: Kein Lagerleben! Echte und gute Wohnungen für Alle!

WIDERSTAND GEGEN TRANSFERS

Transfers bedeuten, dass Deutschland für dich entscheidet, wo du sein darfst.
Transfers bedeuten, dass Bremen sagt, dass die Stadt nicht verantwortlich für dich ist und du woanders hingehen musst, um eine Chance zu beantragen, dein Leben dort aufzubauen.
Transfers bedeuten, dass du nicht selbst entscheiden kannst, du du zuhause sein willst.
Transfers bedeuten, dass du an einen abgelegenen Ort gehen musst, an dem es nicht viel mehr als ein großes Lager gibt, in dem du herumsitzen und darauf warten musst, dass andere dein Schicksal entscheiden.
Transfers bedeuten, dass du höchstwahrscheinlich eine Dublin Abschiebungen erhalten wirst, weil du dazu gedrängt wirst, Asyl zu beantragen.
Transfers bedeuten, dass du dies an einem abgelegenen Ort erlebst, an dem es keine Beratungsstellen, keine solidarischen Strukturen oder Gemeinschaften gibt, die dich unterstützen können.
Transfers bedeuten, dass sie versuchen, dir die Macht über dein eigenes Leben wegzunehmen.

Transfers bedeuten, dass die Behörden versuchen, dir die Chance wegzunehmen, weiter daran zu arbeiten, was du dir bisher in Bremen aufgebaut hast. Sie werden dich auf die Straße drängen, um dich zu zwingen Bremen zu verlassen. Sie denken, dass du keine andere Möglichkeit hast zu überleben, als Bremen zu verlassen.

Das ist der Grund, warum viele Mitglieder unserer Gruppe sich entschieden haben, ihrem Transfer nicht zu folgen, sondern weiter für Gerechtigkeit und Bleiberecht z protestieren. Als Gruppe haben wir deshalb Solidaritätsstrukturen aufgebaut, um den Protest möglich zu machen. Und der Fakt, dass sich viele erfolgreich ins staatliche Sozialsystem zurückgekämpft haben, beweist, dass ihre Entscheidungen voller Fehler und ungenutzter Entscheidungsspielräume sind.

Wir werden weiter den Protest gegen die Transfers auf die Straße bringen und das einfordern, was für alle mit einem europäischen Pass selbstverständlich zu sein scheint: Uns unser Zuhause selbst auszusuchen.

Lest diesen Austausch von drei Aktivist*innen über die Bedeutung und Auswirkungen eines Transfers. Dieses Thema wird nächstes Jahr nicht weniger ein Problem sein. Wir werden weitermachen Solidarität zu organisieren um Protest zu ermöglichen und Selbstbestimmung jedes*jeder Einzelnen zu erhöhen. Wir rufen euch auf solidarisch zu sein und unsere Strukturen zu unterstützen. Wir fordern euch auf, das absurde und rassistische Konstrukt von Nationen und Grenzen, das nur wenigen erlaubt sich frei zu bewegen und zu leben, wo sie wollen, zu hinterfragen und dagegen zu protestieren. Bewegungsfreiheit ist das Recht von allen!

SOLIDARITÄT ORGANISIEREN

Gestern haben wir beschrieben, was Transfers sind und welche Auswirkungen sie haben. Um Widerstand gegen die Transfers zu leisten und den Protest für Bleiberecht in Bremen fortzusetzen, haben wir solidarische Strukturen aufzubauen. Diese solidarischen Strukturen sind eine große organisatorische Aufgabe und nur möglich aufgrund der Unterstützung vieler Menschen und Gruppen in Bremen und anderswo. Was wir organisieren: Schlafplätze und Spenden und all die Dinge, die zwischendurch aufkommen.

Schlafplätze werden uns angeboten von Menschen, die in den Urlaub fahren, die für ein paar Wochen oder Monate weg sind oder bei WGs und Familien, die ein freies Zimmer haben, das sie nicht brauchen. Manche Schlafplätze stehen uns für ein paar Tage zu Verfügung, manche für ein paar Wochen oder Monate und manche ohne Frist bis die Person wieder staatliche Unterstützung erhält.

Um Geld zu sammeln, haben wir dieses Jahr angefangen dazu aufzurufen, monatlich an TWAB zu spenden. Abgesehen davon, haben wir noch verschiedene andere Sachen gemacht: Wir sind zu Veranstaltungen gegangen, haben über unsere Gruppe und unseren Protest erzählt und eine Spendendose herumgegeben. Mit einer Crowdfunding-Kampagne haben wir mehr als 5.000€ Spenden gesammelt. Wir haben eigene Veranstaltungen wie Parties oder Soli-Kneipen organisiert oder Info-Tische bei Festivals oder anderen Gelegenheiten gemacht. Es gab Gruppen und Veranstaltungsorganisator*innen, die entschieden haben, den Erlös ihrer Aktivitäten an unsere Gruppe zu spenden. Zuletzt haben wir angefangen Soli-T-Shirts zu drucken und diese zu unseren Veranstaltungen und anderen Aktivitäten mitzubringen. Die Schlafplätze werden von Personen genutzt, die ansonsten gezwungen wären, den Transfers die ihnen auferlegt wurden zu folgen. Die Spenden, die wir erhalten, werden für die grundlegendsten Dinge genutzt, die wir alle brauchen: Essen, dringende Medizin und Straßenbahn/Bus-Tickets. Abgesehen davon bezahlen wir manchmal Beiträge zu den Mieten der Soli-Zimmer. Diese Dinge sollten nicht von Spenden oder den organisatorischen Fähigkeiten von Privatpersonen oder politischen Bündnissen übernommen werden. Niemand sollte davon abhängig sein, dass ihmihr jemand einen privaten Schlafplatz anbietet. All diese Dinge sind Aufgaben, für die der Staat verantwortlich ist. Wir haben diese solidarischen Strukturen aufgebaut und wir erhalten sie aufrecht, aber wir mögen und wollen die Abhängigkeiten und Unsicherheiten, die sie mit sich bringen, nicht. Solidarität zu organisieren und aufzubauen macht nur Sinn, wenn es verbunden ist mit der Forderung an den Staat, seine Aufgaben zu erkennen und zu übernehmen.

Trotzdem wollen wir diese Gelegenheit nutzen, um unsere Wertschätzung und unseren Dank an alle aussprechen, die ihren Beitrag zum Erhalt der solidarischen Strukturen leisten und damit unsere Aktivitäten und unseren Protest möglich machen. Ein fettes Dankeschön geht an diejenigen, die ihr Zuhause Mitgliedern unserer Gruppe anbieten. Wir danken allen, die jeden Monat oder hin und wieder kleine und große Spenden überweisen, allen, die an uns gedacht haben bei der Organisation von Gemälde-Versteigerungen oder Festivals, allen, die sich entschieden haben ihr Weihnachtsgeld an uns zu spenden und allen, die unsere Aufrufe für Spenden und Schlafplätze fleißig an ihr Umfeld weiterleiten.

Mit dem Ende von 2019 ist unser Kampf noch lange nicht zu Ende. Transfers kommen, Solidarität ist notwendig. Lasst uns zusammen stehen um zusammen das zu schaffen, was wir alleine nicht schaffen können. Lasst uns mehr werden, lasst uns mehr Solidarität schaffen!
Für mehr Informationen dazu, wie ihr konkret Together we are Bremen unterstützen könnt, lest hier weiter.

NETZWERKE UND BÜNDNISSE GESTALTEN

Was wir tun und wofür wir kämpfen findet nicht isoliert statt, sondern bewegt sich in größeren globalen Kämpfen gegen Rassismus und die neokoloniale Weltordnung. Kämpfe für eine Welt, in der wir alle wirklich frei sein können und Zugang zu all dem haben, was wir für ein gutes Leben benötigen. Die Kämpfe finden auf unterschiedlichen Ebenen statt, haben unterschiedliche Gesichter und Ausdrucksformen. Sie werden getragen von der Kraft vieler, die organisiert sind in verschiedenen Netzwerken, in denen sie ihre Fähigkeiten und Erfahrungen teilen, sich gegenseitig motivieren und aufpassen, dass dabei niemand allein gelassen wird. Uns zusammen zu schließen mit anderen, die den gleichen oder anderen Herausforderungen entgegenstehen, gibt uns die Kraft weiter zu machen und Neues zu wagen. Jetzt und heute wollen wir darum die Bündnisse und Netzwerke wertschätzen, Teil derer wir im vergangenen Jahr waren.

Bereits im letzten Jahr haben wir an der großen We’ll come united Parade in Hamburg teilgenommen. Wir haben dieses Jahr an einem Netzwerktreffen teilgenommen und schließlich gemeinsam mit dem Solidarity City Plenum einen vollen Bus (den Solibus!) nach Dresden mobilisiert, um im August Teil des großen We’ll come United Blocks zu sein.
Dort trafen wir auf viele andere Gruppen, die in ähnlichen Kämpfen stecken wie wir. Teil dieser großen Demo zu sein und andere Gruppen durch das Netzwerk zu treffen ist unglaublich motivierend und stärkend in Zeiten, in denen die Bedingungen, mit denen viele von uns konfrontiert sind, zu übermächtig erscheinen.
Eine Allianz, die sich dank We’ll come United entwickelt hat, ist unsere Verbindung zu Asmara, einer Aktivistin aus Hamburg, die zusammen mit einer Gruppe junger Leute unser “Papers for all or no papers at all” Festival im Juli künstlerisch und politisch mitgestaltet hat. Guckt mal bei Asmaras World-RefugeeSupport rein und erfahrt mehr über ihren Aktivismus in Hamburg!

Im Zuge der Kampagne gegen die Abschiebung von Momodou begannen wir mit der Black Student Union – Bremen zusammenzuarbeiten. Ihre klare Analyse des Anti-Schwarzen Rassismus, dem Momodou ausgesetzt war/ist und den auch so viele andere Aktivist*innen von Together we are Bremen im Alltag erleben, brachte die Diskussionen und Positionierungen unserer Gruppe voran.
Im Februar 2020 wird die BSU eine Veranstaltungsreihe zum Black OurStory Month Bremen organisieren, guckt mal auf ihre Facebook– bzw. Instagram-Seite für mehr Infos.

Im Sommer führten schließlich die Debatten mit verschiedenen Gruppen darüber, wie wir Strukturen gestalten können, die an dem Ziel arbeiten, Bremen zu einer „solidarity city“ zu machen, dazu ein Solidarity City Plenum zu gründen. Unterschiedliche Gruppen wie Seebrücke Bremen, Queera Spora, das BOMP – Equal Rights For All, Medinetz Bremen, Flüchtlingsrat Bremen, Flüchtlingsinitiative und viele andere setzten sich zusammen und schufen einen gemeinsamen Raum, um Ideen und Konzepte von Solidarity City zu diskutieren und diese politisch und praktisch umzusetzen.

Zusammen kommen braucht Räume: Unsere Treffen und Veranstaltungen haben 2019 in unterschiedlichen Räumen stattgefunden. Zusätzlich zum Paradox, dem BDP Haus, der Buchte und der Zionsgemeinde, die ihre Räume für unsere regelmäßigen Treffen mit uns geteilt haben, wollen wir insbesondere die Zusammenarbeit mit der Spedition Bremen hervorheben. Die Spedition ist der Ort, an dem unsere beiden großen Soli-Parties stattfinden konnten. Aktivismus und Netzwerke benötigen Infrastruktur, Räume und manchmal eine Party, um zusammen zu kommen und die Spedition ist – dank derer die es möglich machen – ein großartiger Raum dafür

Und die Netzwerke und Bündnisse, an denen wir gebastelt und Teil derer wir waren, gehen so viel weiter: Iuventa10, die uns immer auf dem Schirm haben bei der Organisation von Veranstaltungen in Bremen, Hamburg oder Oldenburg. Die Leute der Siebdruckwerkstatt 3B, die zusammen mit uns unsere T-Shirts bedruckt haben. Die Ultra Gruppen, an deren Fußball-Turnier wir teilgenommen haben. Decolonize Bremen, Seebrücke Bremen, das Ehrenfrauen-Kollektiv und Queeraspora, die in ihren Veranstaltungen ihre Zeit mit uns teilen. Linksjugend [‘solid] Bremen mit denen wir zusammen Ende des Jahres noch zwei Veranstaltungen organisiert haben. Und viele mehr, die an dieser Stelle nicht genannt werden: Zusammen zu arbeiten, miteinander zu kooperieren, voneinander zu lernen ist ein wichtiger Teil unseres Aktivismus und wir hoffen, dass wir die Bündnisse und Netzwerke in dem bzw. den kommenden Jahr(en) weiter pflegen und ausbauen werden.

AUF UNS

Dieser Text ist für uns. Für uns alle, weil wir immer noch dabei sind. Als wir angefangen haben uns zusammen zu organisieren, um das Lager in der Gottlieb-Daimler-Straße zu schließen, hat niemand geglaubt, dass wir es schaffen könnten. Andere haben uns ein paar Wochen, maximal ein paar Monate gegeben. Und jetzt sind es bald zwei Jahre. Wir haben uns viel verändert. Wir haben uns als Gruppe verändert, wir sind zusammen gewachsen, wir haben uns gestritten, diskutiert, sind gemeinsam verzweifelt. Wir haben zusammen gelacht, uns gegenseitig motiviert, zusammen gefeiert. Wir waren gemeinsam auf der Straße mit unseren Banners, haben dort geredet, uns selbst sichtbar und hörbar gemacht. Wir haben über Machtverhältnisse und -ungleichheiten gesprochen, über Abhängigkeiten, über die Unmöglichkeit diese zu überwinden und die Notwendigkeit es doch zu probieren. Wir haben zusammen und voneinander gelernt. Wir haben Wege gefunden uns selbst zu organisieren, uns jede Woche zu treffen, uns unsere Sprachen zu übersetzen. Wir haben Wege gefunden zusammen in diesem Kampf zu sein und nicht alleine, etwas Stärkeres zu schaffen, um den scheinbar übermächtigen Behörden entgegen zu treten. Wir haben Alternativen zu den Regeln geschaffen und wir verstecken uns damit nicht, sondern wollen, dass ihr das Gleiche macht.

Wir haben uns nicht nur selbst verändert, wir haben auch diese Stadt verändert. Wir machen sichtbar, was in den Lagern passiert, was diejenigen durch machen, die Transfers erwarten oder von ihnen betroffen sind. Wir machen sichtbar, was viele auf dem Weg nach Europa erleben. Solidarität von der Gesellschaft einzufordern und Strukturen zu schaffen, in denen Solidarität Wirklichkeit werden kann, schafft letztendlich Wege, tatsächlich etwas zu tun und nicht nur darüber zu sprechen, dass viele Sachen echt falsch laufen.

Dieses System will nicht, dass wir uns zusammen schließen. Sich mit anderen in den Lagern zusammen zu schließen, mit anderen Betroffenen, ist Widerstand. Sich zusammen zu schließen mit anderen Leuten aus Bremen, die nicht in der gleichen Situation, aber entscheiden sich solidarisch anzuschließen, ist ebenfalls Widerstand. Das System zielt darüber ab, uns alle zu isolieren und voneinander zu trennen.
Deshalb ist der Fakt, das wir immer noch aktiv sind uns organisieren, für sich ein Erfolg. Auf uns und alles, was noch kommen wird. Prost!


… der Titel unserer letzten Demonstration im Oktober war „Zusammen kämpfen, zusammen (in Bremen) bleiben“. Guckt es euch nochmal an und lasst es uns als Motivation für 2020 nehmen!