Rassistische Unterbringung von Jugendlichen in Bremen stoppen

Was ist das Problem

Seit Dezember 2022 bringt die Sozialbehörde minderjährige, unbegleitete Geflüchtete in einer Turnhalle hinter dem Flughafen unter, obwohl es freie Plätze in der regulären Erstaufnahmeeinrichtung gibt. Die Stadt verwehrt den Jugendlichen dringend benötigten Schutz und Zugang zu wichtiger Versorgung, Bildung und Teilhabe. Die Behörde ist verpflichtet, den Jugendlichen Jugendschutz und -fürsorge zuteilwerden zu lassen, wie allen anderen Jugendlichen auch. Stattdessen werden sie in einer Turnhalle hinter dem Flughafen in Verschläge verbracht.

Lage in der Unterkunft

Die “Unterkunft” ist eine Turnhalle und nicht als sichere Unterkunft für Minderjährige geeignet. Die Halle selbst ist durch metallene Aufstellwände in Verschläge unterteilt, die etwa 4m² groß sind und in denen bis zu vier Jugendliche zusammengepfercht werden. Die dünnen Spinde reichen nicht, um Klamotten und Besitz zu verstauen. Die Jugendlichen haben weder Privatsphäre noch Ruhe, weil die nach oben offenen Wände keinen Lärm schlucken, also jede Unterhaltung der Jugendlichen mitgehört wird, während sie keine Ruhe vor Lärm in der Halle haben. Die Betten der Jugendlichen sind teilweise von Parasiten befallen, die sie in der Nacht stechen. Die Duschen sind massiv von Schimmel befallen, der förmlich aus den Fugen quillt, den Boden und die Decke bedeckt. Durch Schimmel, Lärm und Parasitenbefall wird die Gesundheit der Jugendlichen und ihr körperliches, geistiges und soziales Wohlbefinden gefährdet.Hinzu kommt der Druck durch permanente Überwachung und Kontrolle, die von Securitys und Mitarbeiter*innen der Johanniter ausgeübt wird. Immer wieder auch mit Drohungen und Zwang.

Eingang zum Gelände. Foto: TWAB

Bremen und die Johanniter

Bremen ist das einzige Bundesland, in dem Jugendlichen Gewalt angedroht wird, wenn sie sich gegen eine Umverteilung entscheiden. Die Sozialbehörde lässt dann die ihr anvertrauten Jugendlichen von der Polizei in Hand- und Fußfesseln legen, um sie so verschleppen zu können. Bereits die Androhung dieser Gewalt ist Gewalt gegen Jugendliche statt Jugendschutz. Jeder Wohlfahrtsverband, der Lager betreibt und alle Sozialarbeitenden, die sich dieser Gewalt nicht widersetzen, machen sich zu Mittäter*innen. Der beschriebene gewaltvolle Umgang mit den Jugendlichen war selbst den sozialen Trägern zu viel, die bisher im “regulären” System für geflüchtete Jugendliche dabei mitwirken, die Standards der Jugendhilfe zu unterlaufen. Die Johanniter haben darin eine “Eintrittskarte” in das Bremer Sozialwesen erkannt und sich ohne Fachkenntnisse oder Erfahrungen in diesem Bereich bereit erklärt, diese Tortur mitzumachen. Die Johanniter bauen den Jugendschutz weiter ab und fördern Gewalt gegen Minderjährige. Statt den Jugendlichen zu helfen und somit ihrer Pflicht nachzugehen, füllen sie sich ihre eigenen Taschen und schlagen Profit mit den Lagern. 

Lagersystem 

Dieser Ort ist kein “Heim” oder eine Unterkunft, es ist ein Lager zur schlechtmöglichsten Aufbewahrung von Menschen. Dieses Lager ist ein besonders krasser Ausdruck der systematischen Isolation und Schikane der Sozialbehörde und kein Einzelfall. In Bremen gibt und gab es immer wieder menschenfeindliche Lager, z.B. in der Gottfried-Daimler-Straße – welches dank der Proteste der damaligen Bewohner*innen mittlerweile geschlossen ist. Schutzsuchende sind durch diese Lager systematischer Kontrolle und rassistischer Gewalt ausgeliefert

Überlebende und Zeugen

Jede Woche sterben im Mittelmeer 11 Kinder beim Versuch, die EU zu erreichen. Noch mehr Menschen sterben auf ihrer Flucht, bevor sie überhaupt das Mittelmeer erreichen. Die Jugendlichen in der Turnhalle sind Überlebende und Zeugen der größten Verbrechen, die derzeit  breit akzeptiert in der Europäischen Union begangen werden: Tödliche Deals zur Migrationsabwehr, Pushbacks und die Verweigerung von Seenotrettung.  Die Überlebenden brauchen Ruhe und (auch therapeutische) Unterstützung. Stattdessen stoßen sie hier auf ein System der Kontrolle und Schikane eines Senats, der das “humanitäre Flüchtlingspolitik” nennt.

Wir fordern deshalb: 

1. die sofortige Schließung der Turnhalle. Keine Lager, weder für Erwachsene, noch für Kinder oder Jugendliche.  

2. die Abschaffung der “vorläufigen Inobhutnahme” und das Ende der Umverteilung von Minderjährigen unter Zwang! Keine Jugendhilfe zweiter Klasse. Diese Praxis der Jugendhilfe  ist rassistisch

3. “Unterbringung” als rassistisches System abzuschaffen und Zugang zu selbstbestimmtem Wohnen.

4. Europe, don’t kill! Open the borders. Wir haben Platz.