Kurz gesagt, mein Aufenthalt wurde abgelehnt

Warum fallen Menschen aus dem System?

Wegen Zwangsumverteilungen, von Betroffenen häufig Transfers genannt, fallen Geflüchtete aus dem System: sie haben dann keinen Schlafplatz mehr, kein Essen, keine Gesundheitsversorgung.

Sie kämpfen jedoch darum mit der Schule weiterzumachen um in Bremen bleiben zu können. Gemeinsam mit Unterstützer*innen suchen sie vorübergehende Schlafplätze um nicht auf der Straße zu landen. Mit Hilfe der Bremer Stadtgesellschaft organisieren und unterstützen sie sich gegenseitig.

Eine junge Frau und ein junger Mann aus der Gruppe SoliAsyl haben ihre Erfahrungen aufgeschrieben um sie am 12. Juni bei den Protesten gegen das Treffen der Innenminister*innen in Bremen vorlesen zu lassen. Wir dokumentieren die Worte hier:

„Ich bin 18 Jahre alt, komme aus Gambia, Afrika, und bin nach Deutschland gekommen, um ein besseres Leben zu haben, aber ich erkenne keine Veränderungen, die Dinge hier sind wirklich schwer für mich. Ich kämpfe jeden Tag, da ich aus dem System gefallen bin, wegen einer Zwangsverlegung nach Bramsche. Dort wollte ich nicht hin. Ich musste das Lager verlassen, aus dem System raus, und versuchen, mit meinem Anwalt Widerspruch einzulegen, um wieder ins System zu kommen, das System, das mich immer wieder enttäuscht hat. Der Widerspruch wurde abgelehnt. Mir wird nur die Möglichkeit gegeben, wieder ins System zu kommen, wenn ich akzeptiere, nach Bramsche zu gehen. Das würde für mich bedeuten, Bremen nach nur einem Jahr wieder zu verlassen und an einen Ort zu gehen, den ich nicht kenne, wo ich niemanden kenne.
Alles zurückzulassen. Ich will auch nicht nach Bramsche, weil ich gehört habe, dass der Ort schlecht ist. Außerdem weiß ich nicht, ob ich dort bleiben kann oder ob sie mich dann wieder an einen anderen Ort verlegen. Also keine Möglichkeit wirklich anzukommen.
Jetzt ist meine einzige Hoffnung, wieder ins System zu kommen, durch das Lernen von Deutsch, B1 erreichen und dann eine Ausbildung zu machen. Aber es gibt keine Sicherheit mit dieser Möglichkeit. Alles ist schwierig für mich hier, niemanden den ich kenne, keine Familie, keine Geschwister hier zu haben, ganz allein zu sein, abgelehnt zu werden und dann plötzlich eines Tages gesagt zu bekommen, dass ich das Lager verlassen muss, den einzigen Ort, den ich seit einem Jahr kenne. Jeden Tag fühle ich mich von dem System und den Menschen zurückgelassen.
Ich denke, dass die Leute mich anders behandeln, weil ich schwarz bin, aus Afrika, und nicht so behandelt werde wie weiße Menschen. Ich bitte alle, wenn sie ihr Zuhause, ihr Land verlassen müssen, müsst ihr nett zu ihnen sein, ihnen helfen, sie nicht so behandeln, als wäre es euch egal.
Ich hoffe und bete das Beste für alle Menschen, die aus dem System draußen sind, die in derselben Lage sind wie ich. Ich hoffe, dass wir alle zurück ins System kommen und unser bestes Leben leben können. Danke.“

Wir wollen mit euch auch noch die Worte einer anderen Person von Soliasyl teilen:

„Hallo, ich bin ein 18-jähriger Junge aus Gambia. Ich kam letzten Juli nach Bremen, Deutschland.
Kurz gesagt, mein Aufenthalt wurde abgelehnt und ich wurde in verschiedene Lager geschickt.
Aktuell bin ich in therapeutischer Behandlung wegen sehr schlimmer Flashbacks durch meine 7-tägige Reise über das Meer. Ich schlafe kaum gut.
Ich habe eine sehr gute Beziehung zu meiner Therapeutin und meinem Cousin, die mir sehr helfen, das zu verarbeiten. Aber das Migrationsamt schickt mich trotzdem weg, weg von den Menschen, die mir helfen. Meine Therapeutin hat ihnen über sechs Seiten Argumentation geschrieben, aber sie bestehen trotzdem darauf, dass ich Bremen verlassen muss.
Ohne die Hilfe meiner Therapeutin und meines Cousins wird mein Leben miserabel sein. Außerdem bekomme ich seit Monaten keine Sozialleistungen mehr.“