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Justice and Freedom for all!
Bewegungsfreiheit und Bleiberecht für alle!
Selbstorganisierungen und Proteste der geflüchteten Jugendlichen im Lager Gottlieb-Daimler-Straße Bremen solidarisch finanziell unterstützen!
In Bremen gibt es eine Unterkunft für geflüchtete Jugendliche, die gegen jegliche Standards verstößt und das Jugendhilfegesetz schamlos missachtet.
Das Camp in der Gottlieb-Daimler-Straße befindet sich abgelegen neben den Stahlwerken in Oslebshausen, Bremen. Die Lebensbedingungen sind katastrophal: 90 (vorwiegend Schwarze) Jugendliche leben ohne Privatsphäre zusammengepfercht in einem großen Metallzelt, das Heizlüftungssystem ist laut und trocknet die Luft aus und im Sommer werden die Zelte unaushaltbar warm.
„Dort wo sie uns untergebracht haben, würden sie nicht mal ihre geliebten Hunde unterbringen.“
Untergebracht wurden dort fast ausschließlich Jugendliche, deren Minderjährigkeit von der Behörde nicht anerkannt wird und die gegen diese Entscheidung geklagt haben. Trotz massiver Kritik und Versuche, die Unterkunft zu schließen, hielt die Sozialbehörde an ihr fest.
„Ich bin ein Mensch. Ich habe das Recht, nicht in der Gottlieb-Daimler-Straße leben zu müssen.“
Der Eindruck drängt sich auf, dass die Unterbringung in der Gottlieb-Daimler-Straße eine Bestrafung darstellt. Die Jugendlichen leben fünf, sechs, manchmal auch mehr als 12 Monate dort, dürfen nicht zur Schule gehen, haben keine Beschäftigung, leben weitestgehend isoliert.
Anfang Mai 2018 hat sich das Aktionsbündnis „Shut down Camp Gottlieb-Daimler-Straße“ gebildet. Ausgangspunkt waren die Forderungen nach menschenwürdiger Unterbringung durch die jungen Bewohner des Camps, die von Gruppen und Einzelpersonen solidarisch aufgegriffen wurden und Unterstützung erfahren. Seit dem wurden vielfältige Protestaktionen organisiert und öffentlich Druck auf die Politik ausgeübt. Im Vordergrund stand zunächst die Schließung des Camps, die aber immer im Zusammenhang mit den Forderungen nach Schulbildung, Jugendhilfe, nach Bewegungsfreiheit und Bleiberecht für alle formuliert wurde.
Zunächst wurde auf die Proteste in der Unterkunft mit „besserem“ Essen, einer TV-/Video-Leinwand und Sportgeräten reagiert, Die Jugendlichen kommentierten dies mit dem Hinweis: „das ist nicht was wir brauchen“. Hingegen verwiesen sie auf ihre Forderungen.
Dass die Sozialbehörde die Unterkunft nun frühzeitiger als geplant, im Herbst dieses Jahres, schließen will, ist ein Erfolg der Proteste der Jugendlichen.
Allerdings geht für die Bremer Behörden mit der frühzeitigen Schließung der Plan einher, alle Jugendlichen bis zur Schließung im Herbst in andere Bundesländer zu transferieren oder abzuschieben. Von solchen Transfers sind bereits viele der Jugendlichen betroffen. Zudem werden die Jugendlichen, deren Verfahren noch laufen, dazu aufgefordert, in die Erstaufnahmeeinrichtung für Erwachsene umzuziehen. Die Bedingungen hier sind ähnlich miserabel wie in der Gottlieb-Daimler-Straße.
Auch weckt der Umzug den Anschein, die Jugendlichen würden die unterstellte Volljährigkeit anerkennen. Aber sie haben keine Wahl. Wenn sie nicht umziehen, haben sie keinen Zugang mehr zu Sozialleistungen, sind mittel- und obdachlos und fallen aus dem System.
Die Separierung der Jugendlichen durch Transfers in andere Bundesländer und die Verteilung innerhalb von Bremen, wie es die Bremer Behörden praktizieren, hat den Effekt, die Organisierung und den Protest der Jugendlichen zu schwächen und stattdessen Perspektivlosigkeit zu stärken.
Dem stellen sich die Jugendlichen und das gesamte Bündnis entschieden entgegen:
Wenn der behördliche Plan, das Lager zu schließen, bedeutet, bis Herbst alle Jugendlichen zu transferieren oder abzuschieben, wird dem laut und deutlich durch das Aktionsbündnis entgegengetreten!
Die Schließung der Unterkunft war immer nur ein Teilziel in den Protesten. Es geht um das Ziel, dass alle ein gutes und sicheres Leben in Bremen führen können. Und so lange werden die Proteste fortgesetzt!
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Justice and Freedom for all!
Freedom of movement and the right to permanently reside for all!
Financial support for the self-organization and protest of the teenagers in the Gottlieb-Daimler-Street camp in Bremen.
Bremen has an accommodation for teenage refugees that violates any possible standards and that shamelessly disregards the Youth Service Act.
The camp in the Gottlieb-Daimler-Street is located in the remote area of Oslebshausen, Bremen. The living conditions are disastrous: 90 (predominantly Black) teenagers are forced to live together – without any privacy – in a large metal tent. The heating and the ventilation systems are loud and dry out the air. In the summer the temperature in the tents rise to an unendurable level.
„Where they accommodate us they wouldn‘t even keep their beloved dogs.”
The camp only – safe a few exceptions – houses teenagers, whose age is not being recognized by the authorities and who sued against this decision. In spite of massive criticism and attempts to close the camp down the social security office is not letting go of the camp.
„I am a human being. I have the right not having to live in the Gottlieb-Daimler-Street.”
The impression emerges that the accommodation in the Gottlieb-Daimler-Street is used as a means of punishment. The teenagers live in the camp for five, six, sometimes even more than twelve months, are not allowed to go to school, have nothing to do and are mostly isolated from their surroundings.
The ‘Shut down Camp Gottlieb-Daimler-Straße’ Alliance was founded at the beginning of May this year. Starting point for this were the demands made by several teenagers living in the camp for humane living conditions. Several groups and individuals showed their solidarity and supported the demands. Ever since, many protests were organized and public pressure was put on politicians. For the time being, shutting down the camp was the primary focus of the movement but this demand always stood in connection with the demands for education, youth welfare, freedom of movement and the right to stay and reside.
The first reactions to these protests were composed of “better” food, a TV screen and some gym equipment. The teenagers pointed to their demands and stated: “this was not what we need”.
The social security office wants to shut down the camp earlier than planned – this autumn – which is a success forced by the teenager’s protests. But for the teenagers the precocious closing of the camp in autumn entails transfers to other German states or even deportation. Many of the teenagers are already being subjected to such transfers. Moreover, those teenagers, whose cases are still being processed are asked to move to the reception center for adult refugees. The conditions in that camp are similar to the ones in the Gottlieb-Daimler-Street.
In addition to that, moving to this camp could look like the teenagers were accepting their ascribed age of legal majority. But they have no choice. If they don’t move to the reception center for adult refugees, they will lose any social benefits, become destitute, homeless and will fall out of the system.
The transfers to other German states or other camps within Bremen and therefor the separation of the teenagers are used by the Bremen authorities to weaken their self-organizing and protest and instead evoke a lack of prospects.
‘Shut down Gottlieb-Daimler-Straße’ and the teenagers are opposing this:
If the authorities’ plans to close the camp mean that all teenagers are either being transferred or deported until autumn the Alliance stands up against this!
The closure of the camp was always only one of the protest’s goals. More they are about everybody being able to live a good and safe life in Bremen. As long as this aim is not reached, the protests will continue!